Inter Mailand - FC Schalke 04 1:0 (1:4 i.E.)

Inter Mailand - FC Schalke 04 1:0 (1:4 i.E.)

21.05.1997

21. Mai 1997 kein Tag wie jeder andere.

Aber von vorne.

Nach dem 1:0 Hinspielerfolg gegen Mailand machten sich ca. 30.000 Schalke Fans auf in Richtung Mailand. Unter diesen Fans waren auch einige aus Wittgenstein und dem Siegerland, natürlich auch Fans von unserem Fan Club, die in 3 Bussen nach Mailand fuhren.

Wir fuhren nach kurzen Komplikationen (S. Heinze fehlte) am 20. Mai gegen 22.20 Uhr von Aue los. Unter uns war auch ein Fan der erst 1 Stunde vor Fahrbeginn erfahren hatte, dass er auch mit dabei war. T. Kuffner hatte dieses Highlight seiner Frau zu verdanken. Nachdem wir unterwegs uns mit anderen Fan Clubs zusammengetan hatten fuhren wir in einem sogenannten Konvoi nach Mailand. In Mailand angekommen übrigens mit Silvio, der in Baden-Baden zugestiegen war, trafen wir uns am Mailänder Dom wo sich alle Schalker treffen wollten und tatsächlich der Platz vor dem Dom war fest in blau weißer Hand.

Nachdem wir einige Zeit zusammen gefeiert hatten, machten wir uns per Taxi zurück zum Stadion. Am Stadion angekommen, wurde sich für das große Spektakel feierlich rausgeputzt. Dann ging es ins Stadion und das Spiel konnte beginnen.

Die 1. Halbzeit war geprägt von einem gegenseitigen Abtasten und so gingen wir mit einem 0:0 in die Pause. In der 2. Halbzeit machten die Italiener dann mächtig Druck aber es kam bis kurz vor Schluss nichts Zählbares dabei heraus.

Doch dann die 82. Minute. Zamorano konnte nach einem Einwurf den Ball an Jens Lehmann vorbei ins Tor bugsieren und damit hatten die Italiener das 1:0 aus dem Hinspiel wettgemacht. Der Schiri pfiff dann die reguläre Spielzeit ab und damit ging es in die Verlängerung. In der Verlängerung passierte dann bis auf eine Schrecksekunde kurz vor Ende, als ein Mailänder Spieler unseren Torwart J. Lehmann überlupfte und der Ball aber Gott sei Dank an die Querlatte klatschte, nicht mehr viel und damit ging die Verlängerung ohne ein Torerfolg auf beiden Seiten zu Ende. Damit kam es zum Showdown: „Elfmeterschießen“.

Unsere Jungs mussten beginnen und Ingo Anderbrügge jagte die Kugel in den rechten oberen Winkel. 1: 0 Schalke. Jetzt Zamorano für Mailand und Lehmann hält. Jetzt kommt Olaf Thon und drin ist die Kugel. 2:0 Schalke. Das Stadion ist fest in blau weißer Hand. Nachdem nun der nächste Schütze von Mailand getroffen hatte stand es 2:1. Martin Max nahm sich als nächster die Kugel und auch der ist drin. 3:1 Schalke. Die Stimmung steigt. Nun kommt Aaron Winter zum Punkt. Jens Lehmann flüstert ihm noch was ins Ohr und begibt sich dann in sein Tor. Winter läuft an und der Ball geht meilenweit am Tor vorbei. Wenn jetzt Marc Wilmots trifft wird ein Traum wahr. Der Traum vom UEFA Cup Sieg. Marc nimmt sich den Ball, geht zum Punkt und verlädt den Mailänder Torwart und schiebt den Ball links unten ins Eck.

Jaaaa Schalke ist UEFA Cup Sieger.

Das Stadion droht zu explodieren. Es gleicht einem Tollhaus. Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen. Gestandene Mannsbilder weinten Tränen vor Freude. Es ist vollbracht. Bis weit nach Mitternacht feierten Spieler und Fans den Sieg. Als die Aufräumarbeiten im Stadion bereits begonnen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Bus. Ganz langsam begriffen wir bei welchem Ereignis wir live dabei waren. Gegen 1:30 Uhr fuhren wir dann los in Richtung Heimat. Unterwegs machten wir dann noch mal Rast um zu Frühstücken, einige Fans stiegen in Frankfurt aus, um mit dem Zug direkt nach Gelsenkirchen zu fahren und dort mit vielen anderen tausend Fans unsere UEFA Cup Helden zu feiern.

Die restlichen Fahrer trafen dann gegen Mittag in der Heimat ein und genehmigten sich noch ein paar Bier auf den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

21.05.1997 Finale Rückspiel in Mailand

Nach dem grandiosen 1:0-Hinspielerfolg wollten 30.000 Fans Schalke nach Italien in die Fußballhochburg Mailand begleiten. Mit insgesamt 3 Bussen ging man aus dem Siegerland und Wittgenstein auf die große Fahrt über die Alpen. Natürlich waren auch Mitglieder unsere Fan-Clubs an Bord.

Unser Bus sollte sich eigentlich um 22.00 Uhr Dienstagabend in Bewegung setzen. Aber erstens kam es anders und zweitens als man denkt. Es war wieder einmal unser 2. Vorsitzender Silvio Heinze, der nicht erschien. Nachdem man vergeblich versucht hatte, ihn telefonisch zu erreichen, fuhren wir gegen 22.20 Uhr los. Im Bus hockte einer, der bis um 21.30 Uhr nichts von seinem Glück wusste: Thomas Kuffner. Hinter seinem Rücken organisierte seine Frau für ihn eine Karte und Urlaub bei seiner Firma, da er eigentlich Nachtschicht hatte. Total überrascht wurde er dann von Seidels und Manfred Zeisler abgeholt.

Nachdem wir dann noch unterwegs verschiedene Fan-Clubs eingeladen hatten, fuhren wir auf eine Autobahnraststätte, um uns mit den anderen Bussen aus dem Siegerland zu treffen und Proviant aufzunehmen. Beides ging schief. Während es noch zu verkraften war, dass einige Busse bereits losgefahren waren, saß der Schock tief, als wir erfuhren, dass der Fan-Club Oberes Johannland die versprochenen Schnitzelbrötchen in seinem Vereinslokal liegen gelassen hatte. Verlässt man sich auf Siegerländer, ist man verlassen.

Nichtsdestotrotz begaben wir uns schließlich auf die weite Reise. Als die Raststätte Baden-Baden angefahren wurde, dachte keiner mehr an Silvio Heinze. Plötzlich kam das Gerücht auf: „Der Silvio ist da“, was alle für einen Scherz hielten. Denkste! Er war tatsächlich da. Er war von einer Abfahrtszeit von 1.30 Uhr ausgegangen (keiner weiß weshalb). Als er erfuhr, dass der Bus bereits abgefahren war, setzte er sich in sein Auto und folgte ihm bis eben nach Baden-Baden.

Weiter ging’s. Im Bus wurde es immer ruhiger, da die meisten anfingen zu schlafen. Nach insgesamt 12 Stunden Reisezeit erreichten wir am Mittwochmorgen Mailand. Das Guiseppe-Meaza-Stadion, früher San-Siro-Stadion, war schon ein gewaltiger Anblick, der alle faszinierte. Wir rissen uns von dem Anblick los, verließen das Stadion, bestiegen eine S-Bahn und fuhren zum Mailänder Dom, wo sich alle Schalker treffen sollten. So gegen 11.30 war es soweit, wir erreichten den Domvorplatz und es bot sich uns ein herrlicher Ausblick. Schon so früh vor dem Spiel bestand der gesamte Platz aus einem blau-weißen Meer. Egal wo man hinschaute erkannte man nur blau und weiß. Nach einem kurzen Besuch bei Burger King, um uns zu stärken, stürzten auch wir uns ins Getümmel.

Nach einigen Stunden fröhlicher Feier und ein paar getrunkenen Bier wollten wir zurück zum Stadion. Da aber keiner zu Fuß gehen mochte, sich aber auch keiner die S-Bahn-Linie zum Stadion gemerkt hatte, mussten wir auf ein Tai zurückgreifen. Das war die aufregendste Autofahrt meines Lebens. Man hatte ja schon viel über die Fahrgewohnheiten der Italiener gehört, aber diese Fahrt übertraf alle.

Aber es trat das ein, womit keiner im Taxi gerechnet hätte: wir erreichten das Stadion ohne zu Schaden gekommen zu sein. Es war nun 16.00 Uhr. Der Parkplatz hatte sich während des Tages allmählich gefüllt und alles war in Schalker Hand. An unserem Bus angekommen, tranken wir noch ein paar Bier, schminkten unsere Gesichter in den Vereinsfarben und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Die Nervosität stieg.

So ca. 19.00 Uhr machten auch wir uns auf den Weg ins Stadion. Es war schon faszinierend: Du steigst die Stufen hoch und auf einmal siehst du den sattgrünen Rasen vor dir, die Tribüne ragt nach allen vier Seiten in den Himmel. Einmalig!

Wir nahmen Platz und warteten auf die Aufwärmphase der Spieler. Als die Schalker das Spielfeld betraten, erreichte die Stimmung zum ersten Mal einen Höhepunkt, der nicht der letzte an diesem Abend sein sollte. Als dann um 20.30 das Spiel angepfiffen wurde, platzte das Stadion aus allen Nähten. Sowohl die italienischen als auch die Schalker Fans verwandelten das Stadion in ein Tollhaus.

Nachdem sich die Schalker einige gute Chancen herausgespielt hatten, verflachte das Spiel ein wenig. Von den Mailänder Rängen war nichts mehr zu hören, nur noch blau-weiße Chorgesänge, Der selbstkreierte UEFA-Cup-Song „Steht auf, wenn ihr Schalker seid" hallte wie bei jedem Spiel durch das ovale Rund. Wir hatten nur ein Problem - die Zeit - denn die wollte und wollte nicht vergehen. Aber endlich war es dann doch soweit und es war Halbzeit, 3/4 des Schalker Traums war geschafft.

Nach 15 Minuten mit aufmunternder Worte untereinander ging es weiter, nur noch 45 Minuten ohne Gegentor und Schalke wäre UEFA-Cup-Sieger.

Die Italiener kamen etwas stärker aus den Kabinen und erspielten sich ein paar Torgelegenheiten, die aber kaum Gefahr für das von Jens Lehmann gehütete Tor bedeuteten. Man spürte förmlich die Spannung der Schalker Anhänger, nur noch 20 Minuten, 15 Minuten. 10 Minuten. Alle hofften, nur noch acht Minuten bis zum UEFA-Cup Sieg. Aber dann passierte es. Nach einem Einwurf nutzte der Chilene Zamorano eine Unaufmerksamkeit der Schalker Abwehr zur 1:0-Führung für Inter Mailand.

Die italienischen Fans erwachten wieder aus ihrer Lethargie und es passierte das, was wir alle gefürchtet hatten: Sie machten eine Stimmung, dass das ganze Stadion zu beben begann. Man schmiss sogar leere Wasserflaschen in die Schalker Kurve.

Das 1:0 war gleichzeitig der Endstand Dies bedeutete Verlängerung, d.h. wiederum 30 Minuten Anspannung bis aufs Letzte. Die Schalker Kräfte ließen immer mehr nach, so dass Inter sich einige Chancen erspielen konnte. Aber es war alles nicht Ernst, bis auf eine Szene. Ein langer Ball wurde weit in die Schalker Hälfte hineingespielt. Jens Lehmann kam aus seinem Tor heraus, um den Inter-Spieler zu stören. Doch der zögerte nicht lange und hob das Leder über unseren Torhüter hinweg in Richtung Schalker Tor. 30.000 blau-weiße Hälse verstummten. Der Ball flog und flog und flog. Viele dachten das war’s. Aber den Schalkern stand das Glück zur Seite und der Ball klatschte gegen den Querbalken. Anschließend konnte sich Jens das Leder erkämpfen und aufnehmen.

Nach 30 Minuten Verlängerung pfiff der Schiedsrichter ab: Elfmeter-Schießen.

Schalke durfte beginnen. Als erstes trat unser sicherster Schütze an: Ingo Anderbrügge. Nach langem Anlauf drosch er das Ding oben rechts in den Winkel. 30.000 Schalker Fans jubelten. Nun Zamorano zum Punkt. Er lief an, und Jens Lehmann hielt den Schuss. Wiederum Jubel bei Schalke. Nach zwei Schützen stand 1:0 für Blau-Weiß. Olaf Thon war der Nächste und verwandelte souverän. Auch der zweite Schütze von Inter verwandelte. Somit stand es nach vier Schüssen 2:1 für Schalke. Die Spannung war kurz vor ihrem Höhepunkt. Martin Max nahm sich das Leder, legte es auf den Punkt, ging ein paar Schritte zurück, lief an und verwandelte zum 3:1 für Schalke. Dann kam Aaron Winter. Er lief an und zum Entsetzen der Tifosi verfehlter der Ball das Tor um einige Meter. Schalke blieb weiter mit 3:1 Toren im Elfmeterschießen vorn. Wenn nun Marc Wilmots verwandelte, wäre Schalke UEFA-Cup-Sieger. 30.000 blau-weiße Anhänger konnten sich vor Aufregung nicht mehr halten. Wilmots lief an. Er verlud den Mailänder Schlussmann. Der Ball rollte unten links ins Gehäuse.

Jaaaa Schalke ist UEFA Cup Sieger.

Schalke war zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte UEFA-Cup-Sieger. Der Jubel unter den Schalker Spielern und Fans kannte keine Grenzen. Selbst gestandenen Mannsbildern standen die Tränen in den Augen. Und sie schämten sich ihrer Tränen nicht, war doch das eingetreten, was vor zwei Jahren niemand für möglich gehalten hatte: Schalke ist Europapokal-Sieger. Bis weit nach Mitternacht stimulierten sich Spieler und Fans gegenseitig. Eine gewaltige Kulisse. Während auf den Rängen der Italiener bereits die Aufräumarbeiten begannen (Die Tifosi waren nach dem letzten Elfmeter schnell verschwunden), wurde in den Schalker Reihen eine Party ohne Ende gefeiert.

Als sich die Spieler zurückzogen, verließen auch die Schalker Fans das Stadion. Bei unserem Bus angekommen, wurden erst einmal ein paar Bierflaschen geköpft Man lag sich in den Armen und beglückwünschte sich gegenseitig, aber keiner konnte so richtig realisieren was da passiert war.

Um ca. 1.30 Uhr begann die Rücktour über die Alpen. Nach ein paar Minuten war Ruhe im Bus. Jeder musste verdauen, was er da gerade miterlebt hatte. Außerdem lag ein langer und anstrengender Tag hinter jedem einzelnen.

Nach einem guten Frühstück auf einer Raststätte, ging man nun zur Pokalfeier über. Einige aus unserem Bus beschlossen in Frankfurt auszusteigen und mit der Bahn bis nach Gelsenkirchen weiterzureisen, um hautnah dabei zu sein, wenn die Euro-Fighter eintreffen.

Am frühen Nachmittag trafen wir in Aue ein. Wir räumten den Bus auf und tranken anschließend noch einige Bier auf den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.